9 Jahre und dann ändert sich alles ...

Ricco: Arreviderci Italia - Grüß Gott Deutschland

 

Hallo, mein Name ist Ricco und ehemaliger Insasse des Tierheims in Caserta.

Ich bin auch sehr sehr lange dort gewesen, bestimmt 9 Jahre, aber genau weiß ich das nicht mehr. Schön war´s nicht, im Sommer habe ich immer furchtbar geschwitzt mit meinem Pelz, aber irgendwann war mir das egal, mich wollte ja eh keiner - obwohl ich ganz schön was hermache: Ich bin groß, habe ein wunderschönes Gesicht, bin brav und will allen immer alles Recht machen (Eigenlob stinkt?). Das hat aber keinen interessiert.
Doch irgendwann am Ende eines Jahres war alles plötzlich anders. Giovanna ist gekommen - juhu - ich mag die ja soo gerne, sie gab mir was zum Essen, so ein rundes Ding, hat gar nicht geschmeckt und ich ich wurde furchtbar müde. Als ich wieder richtig wach war, wurde ich gerade aus meiner Box ausgeladen, ein paar von meinen Kumpels waren auch da. Da war eine riesige Wiese, ich konnte mich gar nicht satt sehen, aber erst mußte ich ganz dringend, hab mal alles markiert - vielleicht ist das ja meine Wiese. War das alles aufregend, überall liefen Leute  rum, die ganz komisch redeten, ich hab kein Wort verstanden, aber die waren nett und streichelten uns.Ganz wichtig hatten´s die. Irgendwann kam eine Frau, die hat mir ein Halsband rumgetan und ich bin mit ihr in ein Auto gestiegen. Aber dann hat die immer an mir geschnüffelt und hat gesagt - der stiiinkt -  nett war das ja nicht. Wenn ich gewußt hätte, daß die mich später in die Badewanne steckt, wäre ich vielleicht nicht eingestiegen.
Wir fuhren eine Weile mit dem Auto und dann war ich in meinem neuen Zuhause. Da war´s vielleicht schön, Garten - große Wohnung, überall Möbel und alles roch so fremd. Das mußte ich ändern - ich hab gleich mal überall markiert, mußte doch sein, damit jeder weiß, daß ich jetzt da bin. Ach du liebe Zeit, die Frau mit der ich gekommen bin, ist in der Gegend rumgehüpft und hat immer nein und pfui geschrien- was wollte die denn - das ist jetzt alles mein. Gut, am nächsten Tag hab ich es gelassen,damit sie Ruhe gab.
Übrigens, war nicht alles mein - in meinem neuen zuhause waren noch zwei Vierbeiner. Ich hab nicht schlecht gestaunt, da war einer, den kannte ich aus Caserta - ein alter Zellenkumpel von mir. Der hat sich aber gar nicht gefreut - der wollte, daß ich wieder gehe, aber das wollte ich nicht. Ich hab mich gleich mal auf die Couch gesetzt und hab gesagt - Meine!.. Ach ja, da war auch noch so ein kleines schwarzes Ungeheuer, die hat sich vielleicht aufgeführt, die hat sich richtig gefreut - wenigstens eine..

Nun gut, das ist alles schon gute zwei Jahre her.

Ich bin eigentlich sehr zufrieden in meinem Zuhause, meinem Frauchen und Herrchen folge ich auf Schritt und Tritt oder beobachte sie, nicht daß sie mir davon laufen. Ansonsten liege ich faul im Garten und warte darauf, daß jemand am Zaun vorbeigeht. Allen diesen Fremdlingen muß ich zeigen, daß das mein Garten ist, dann renne ich hin und belle wie verrückt. Meistens erscheint dann mein Frauchen, einen Besen schwingend, aber das stört mich überhaupt nicht - ich bin der Herr von diesem Garten. Mein Bellen ist auch das Zeichen für die anderen zwei, die kommen dann angerannt und wir bellen zusammen. Wir bellen auch noch wenn gar keiner mehr da ist - macht Spaß.

Apropos mein Frauchen, eigentlich ist sie ganz nett, was ich aber gar nicht verstehe, die will immer, daß ich folge, was ich gar nicht einsehe. Manchmal läßt sie mich freilaufen, das nütze ich dann natürlich aus. Ich laufe und laufe, natürlich drehe ich mich erst gar nicht um und wenn sie dann wild schreiend hinter mir herrennt (der geht gottseidank immer ziemlich schnell die Luft aus), dann tut sie mir leid und ich bleibe halt stehen, aber zurück gehe ich nicht mehr, das wäre ja doppelter Weg. Einmal habe ich Rehe gesehen - klar, daß ich die fangen wollte, ich bin gerannt und gerannt, von Frauchen hab ich gar nichts mehr gehört, ich glaube die ist ohnmächtig geworden. Leider bin ich zweimal kopfüber in einen Bach gefallen, dann wollte ich nicht mehr.. Als ich dann wieder Luft gekriegt habe, bin ich wieder langsam zurückgegangen. Frauchen hat immer was von einem Jäger erzählt, der mich totschießt, aber das glaube ich nicht, die wollte mir nur Angst machen. Jetzt lauf ich halt an einer Schleppleine, weil ich nicht folge, sagt sie. 9 Jahre mußte ich das nicht, was soll das jetzt noch? Das wird sie schon noch einsehen, wenn sie auch manchmal was von einer Hundeschule erzählt - doof was? Sonst ist sie ganz in Ordnung und folgt mir meistens, trotzdem will sie immer alles besser wissen - leg dich nicht auf die kalten Platten, nicht sundenlang in den Schnee oder geh in dein Betti, da ist es weicher und und und, das nervt. Herrchen ist da viel cooler, der kommt alle 14 Tage mit ganz frischen Bauernhähnchen heim, da freuen wir uns alle und stellt euch vor,  Frauchen will davon was ab haben - nein, das sehen wir nicht ein, die soll sie zerzupfen und uns geben - basta. Klappt auch fast immer.

Sonst läuft  alles gut bei mir, nur manchmal habe Streß mit Sandro,  der will immer noch nicht einsehen, daß ich hierher gehöre. Dafür ärgere ich ihn dann immer, wenn er im Garten zum Pieseln geht, renne ich ganz schnell hinterher und markiere wieder drauf - ich bin der Boß - hätte ich gern, denn inzwischen habe ich festgestellt, daß dieses kleine, schwarze Ungeheuer - genannt Hexi, das paßt zu ihr - sie ist eine Hexe. Die will immer mit mir spielen,  ist aber sowas von grob - die beißt mich in Ohr oder in die Beine, das nennt die spielen - dann renne ich ganz schnell zu Frauchen, dann kriegt sie Schimpfe - oder manchmal haue ich mit meiner Pfote auf sie drauf, dann macht sie einen Salto, das , schaut lustig aus.
Frauchen und Herrchen habe ich fest im Griff - ich lege mich vor sie hin und schau ganz traurig, dann rennen die schon und schauen was ich will - vielleicht ein Leckerli oder einen Knochen? was will der arme Schatzi denn? Lustig was? Oder ich drehe mich auf den Rücken und fixiere Frauchen - das kann ich ganz lange - und schon ist sie da und kratzt mir meinen Bauch - gewußt wie. Ja ich hab viel gelernt, besonders wie man die zwei um den Finger wickelt.Also, ich habe meine Auswanderung nach Deutschland nicht bereut, mir geht es super, nur eins macht mich traurig. Es sitzen noch so viele von meinen ehemaligen Kumpels in Caserta - einsam, traurig und ohne Hoffnung. Keiner von euch kann sich vorstellen, was das für ein Leben ist - mein Frauchen sagt immer, wenn die Leute wissen würden, wie lustig und bereichernd das Leben mit solchen nicht mehr ganz jungen Hunden ist, dann würden sie sich ganz schnell bei der Giovanna melden - hallo Giovanna, danke, daß Du mich nach Sielenbach gebracht hast.

Also dann ihr Frauchen und Herrchen ein herzliches Wauwau an euch und denkt mal drüber nach, ob ihr einen Kumpel von mir zu euch holen wollt.

Euer Ricco ehemals Wolf

Ein paar Bilder von mir hab ich euch mitgeschickt.

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