Mollys Fahrt ins Paradies

Als uns Giovanna fragte, ob wir einen Hund in die Schweiz fahren würden, mußten wir nicht lange überlegen. Wir freuen uns immer wieder, wenn Giovanna uns bittet einen Hund zu überführen. Auf den Vermittlungsseiten haben wir uns gleich schlau gemacht, um welchen Hund es sich handelt. Molly war die Glückliche! Die Fotos zeigten uns eine traurig schauende, weiße Hündin, mit etwas runden Hüften.
Giovanna kam früh morgens in Landsberg an und wir übernahmen die Transportbox mit Molly. Bei dem Gewicht war einige Muskelkraft gefragt. Giovanna meinte es handle sich um Kummerspeck und der geht schnell wieder weg (was sich inzwischen bestätigt hat). Also, schnell auf die Autobahn und los Richtung Schweiz. Lella und Peppino waren auch im Bus und hoben intressiert die Nasen. Den Geruch kannten sie. Nach einigen Kilometern kam eine Prise jahrelanger Casertaduft nach vorne. Puhh, welch intensive Duftnote! Molly war die ganze Fahrt über ruhig. Am Zoll gab es keine Probleme, Dank Giovanna, die uns alle Papiere perfekt zusammengestellt hatte. Die Zöllner waren eher überrascht, dass wir einen Hund anmelden wollten, aber in der Schweiz muß alles seine Ordnung haben. Das schweizer System finde ich gut, dadurch hat der illegale Hundehandel fast keine Chance mehr. Außerdem muß jeder angehende Hundebesitzer eine Sachkundeprüfung ablegen. Dann bekommt er einen Ausweis, den er bei einem Hundekauf/Vermittlung vorlegen muß. Außerdem muß der Hund spätestens zehn Tage nach Einreise einem Tierarzt vorgestellt werden.
Wir kamen gegen acht Uhr in Winterthur an. Die neue Besitzerin erwartete uns schon an der Straße und freute sich riesig auf Molly. Wir öffneten die Türen und wollten Molly aus der Box holen. Sie machte keine Anstalten die sichere Umgebung zu verlassen. Also hoben wir mit vereinten Kräften die Transportbox aus dem Auto und nahmen den Deckel ab. Wir legten Molly das Geschirr an und versuchten sie mit der Leine zum gehen zu ermutigen. Keine Chance!!! Sie saß da wie festgewurzelt. Die neue Besitzerin Bernadette holte eine leckere schweizer Wurst und versuchte sie heraus zu locken. Molly machte tatsächlich ein paar Schritte, aber in die falsche Richtung. Sie sollte die schmale Straße hinauf zu ihrem neuen Zuhause gehen, aber sie dachte sich wahrscheinlich ... ihr könnt mich gern haben ich sitze seit über 20 Stunden in einer engen Box und jetzt soll ich auch noch bergsteigen. Das Haus liegt an einem Hang und wir mußten sie irgendwie dort hinauf bekommen. Also, Molly wieder rein in den Bus, Bernadette dazu und dann rückwärts den Berg hinauf. Es ist alles gut gegangen, aber da waren noch ca. 14 Treppen die sie erklimmen mußte. Nach einiger Überlegung packten wir Molly und trugen ca. 50 Kilo die Treppen rauf. Ich habe noch nicht erwähnt, dass sie sich vollgepinkelt hatte und diese Duftnuonce zu der anderen dazu kam. Egal, für glückliche Hunde tun wir alles. So, jetzt mußte sie nur noch ums Haus in den Garten. Dort sollte sie die erste Begegnung mit Muck haben, Bernadettes Ersthund. Sie ging schon mal rein um ihn zu holen und ich versuchte Molly hinters Haus zu locken. Molly war überwältigt von den tollen Düften, ich denke es war ihr erstes Gras was sie in solcher Menge sah. Nach gutem Zureden, haben wir es nach einiger Zeit den Hang rauf, hinters Haus geschafft. Dort kam uns Muck schon entgegen. Ein tolles Kerlchen! Er brachte gleich mal sein Spielzeug mit.Ich war begeistert, mit welcher Selbstverständlichkeit er Molly akzeptierte. Ein bischen schnüffeln und schon war alles geregelt. Molly war ziemlich erschöpft und hat sich in den Garten gelegt. Sie beobachtete genau, wie wir mit Muck spielten und nahm den ersten Kontakt mit Bernadette auf. Sie stupfte sie an als wollte sie sagen ... hey, hast Du noch so eine leckere Wurst? Ich habe sofort gefühlt, hier passt alles und ich habe mich so gefreut für Molly, für Bernadette und auch für Muck. Nach einiger Zeit wollten wir Molly in die Wohnung bringen. Es war gar nicht so einfach, weil sie sich im Garten recht wohl fühlte. Ich nahm sie am Geschirr und zog sie den Hang hinunter ins Haus. Dort waren nochmal ein paar Treppen zu bewältigen, aber diesmal abwärts. Bevor sie überlegen konnte, habe ich sie runtergeschleift - so schonend wie möglich - und in die Wohnung gebracht. Da lag sie, völlig benommen von sovielen neuen Eindrücken. Sie war aber nicht ängstlich oder eingeschüchtert, im Gegenteil, sie trank gleich mal aus Muck´s Wasserschüssel und begann die Wohnung zu erkunden. Sie besuchte uns kurz in der Küche und zog sich dann mit einem Kauknochen, den ihr Muck überließ, auf das Hundebett zurück.
Nach ca. zwei Stunden haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Ich hatte ein wahnsinniges Glücksgefühl. Molly war im Hundeparadies angekommen, dank Bernadette und Muck.
Seitdem bekomme ich von Bernadette regelmäßig E-Mails mit den neuesten Fortschritten und Fotos von Molly. Sie hat drei Stunden lang ihr Fell gebürstet und mit viel Liebe den Filz herausgeschnitten. Molly geht inzwischen die Treppen ganz alleine und genießt den Garten mit ihrem Freund Muck. Mit dem Kater hat sie sich auch angefreundet und sie wird von Tag zu Tag selbstbewußter und hübscher.
Ich wünsche Molly und ihrem neuen Rudel noch viele glückliche und sorgenfreie Jahre. Vielleicht führt mich mein Weg heuer nochmal in die Schweiz und ich schaue kurz bei ihnen vorbei.

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