Mit grosser Verzögerung nachfolgend mein Bericht über die Semptemberhunde.


Der Monat August ist in Italien klassischerweise recht spärlich besetzt. Sogar Ämter schließen bzw.
schicken ihre Angestellten zeitgleich in die Ferien, so daß niemand mit Kompetenz erreichbar wäre.
Italien ist widersprüchlich. Der Norden und der Süden klaffen soweit auseinander wie Nord- und Südpol.
Innerhalb von einem Land.

Menschen kommen ins Tierheim und geben eine Kiste mit Kätzchen ab, mit den Worten "Sie sind zu schade
um sie in den Mülleimer zu werfen", nach und nach kommt die Geschichte der Kätzchen ans Licht & mir bleibt
leider nichts anderes übrig als Haltung zu verlieren und ihn einen Idoten zu nennen. Eine Deutsche (das bin ich hier)
nennt einen ausgewachsenen SÜDitalienischen Mann einen Idioten. Das kommt sonst nur hinter verschlossen Türen vor.

Menschen verpassen ihren Kastratiostermin für eine Katze & schauen zu, wie sie sich im Hinterhof vermehren & vermehren &
vermehren. Die Dummheit mancher Menschen ist sagenhaft. "Das ist die Natur" heißt es, wenn Katzen immer und immer wieder
werfen. Und warum sollte man männliche Tiere kastrieren? fragen sich viele Italiener (ALLE davon sind Männer & ALLE greifen
sich dabei erschrocken in den Schritt).



Der Süden Italiens leidet hunger, Bildung bleibt auf der Strecke - wozu auch. Sie fühlen sich aus- und benutzt vom Staat & von
Obrigkeiten. An jeder Ecke hört man Gejammer über die Kosten für die Müllabfuhr, teure Zugtickets & insgesamt ist alles nicht gut.
Leider fehlt es auch an der Einsicht & dem Verstand die Sache selber in die Hand zu nehmen.
ALLES dauert lange. Alles. Sogar ein Gang in die Apotheke. Oder zur Post. Man muss viel Zeit mitbringen.
ALLES ändert & bewegt sich sehr sehr langsam. Der Süden Italiens ist lange nicht in 2014 angekommen. Schätzungsweise sind
wir hier in den 60ern stehen geblieben. Das alles sage ich nicht mit Hass, eher mit großer Traurigkeit dieses wunderbare Land
so verkommen zu lassen. Und all das startet bei den Menschen. Die Leute hier sind mißtrauisch. Und einer der Glaubenssätze hier ist
"Bevor mich einer verarscht - verarsche ich ihn zuerst" - und somit geht die Spirale - des anständigen Miteinanders - stetig nach unten.

Und leider darf man hier nicht auslassen zu erwähnen: es kommen auch die Tiere unter die Räder. Bürokratie, Machtspielchen &
persönliche Befindlichkeiten werden gehegt & gepflegt - IMMER zu Lasten der Tiere. Derer die uns ausgeliefert sind und die uns
eigentlich anvertraut wurden, ihnen zu helfen. Es ist traurig.

Umso schöner, wenn ein paar diesen Mühlen entfliehen können & ein Zuhause in Deutschland finden. Im September durften 12 Glückshunde den
Heimweg antreten. Aber auch die traurige Seite möchte ich nicht weglassen: eine Woche nach der Ankunft ist Mena "ausgebrochen". Einmal hat
man sie noch gesehen, seit dem keine Spur mehr - das ist der letzte Stand der Dinge denn auch die Familie von Mena ist nicht recht mitteilungsbedürftig
in dieser Angelegenheit & recht ruhig geworden.
Mena hätte Glück haben können - leider habe ich für sie die falsche Wahl getroffen.