Irgendwie kam es mir diesmal vor, als wäre nur wenig Zeit
vergangen, zwischen der Ankunft der Septemberhunde und meiner Fahrt im
November.... Ich werde wohl alt und brauche längere Zeit zum Regenerieren.

Und es hört nie auf. Wenn ich alleine dort bin, kann ich das
mit mir ausmachen. Wenn ich Besuch dabei habe, erkläre ich, spreche darüber und
es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Es hört nie auf. Die Flut nimmt kein
Ende. Und ich habe das Gefühl den Dingen ohnmächtig gegenüber zu stehen.
Am Samstag kam der Hundefänger gleich zwei Mal. Immer waren
es Jagdhunde. Die Saison ist zu Ende. Den Rüden haben wir Chandler getauft. Es
geht ihm gut. Er ist ein wenig mager. Er hat sich sein Futter wohl nicht
verdient. Dann kam Arancia, eine weiß-orangene kleine Setterin. Sie konnte
nicht laufen und hatte eine kindskopf-große Beule über der Wirbelsäule. Ich bin
natürlich sofort zum Tierarzt, röntgen. Ohne Befund. Keine Fraktur und sie
reagierte auf "Zwicken" zwischen den Zehen. Auch ihr Blutbild war
"normal". Am Dienstag ist sie gestorben. Alleine, elendig. Und es
kotzt mich an! Am Sonntag kam er wieder, der Hundefänger. Mit einem großen
grauen Rüden, er sei auf der Straße auffällig gewesen. Das kann ich nicht
bestätigen. Ich war in seiner Box, habe ihn gefüttert, er lässt sich alles
gefallen... Die Leute werden immer seltsamer. Mit im Auto saß ein kleiner
Welpe, eine kleine nasse Wollkugel. Sie war für ein anderes Tierheim bestimmt -
und ich durfte sie auch nicht "freikaufen". Denn ich weiß wie es in
anderen Tierheimen zugeht. Da werden die Hunde einfach in eine Box geworfen und
sich selbst überlassen. Ohne Kontrolle durch einen Tierarzt, ohne Versorgung.
Und ich stehe da und muß es geschehen lassen. Da hilft auch kein tiefer
Ausschnitt oder ein nettes Lächeln... Der Hund muß in das andere Tierheim. Und
was soll ich sagen: auch bei uns hat ein Welpe wenig Chancen zu überleben....
Am Dienstag geht es weiter: eine Katze kommt, sie kann die Hinterbeine nicht
benutzen und blutet aus dem Popo, stark. Auch sie kommt sofort zum Röntgen,
Diagnose: zerschmettertes Becken und Wirbelsäule. Sie muß euthanasiert werden.
Am Mittwoch bekomme ich dann Besuch aus Deutschland: Birgit & Peter, Uschi
und Ingrid. Sie wollen ein paar Tage in Caserta verbringen. Sie sehen das
Tierheim, lernen die Mädels vor Ort kennen und wir haben auch Zeit ein wenig
durch Caserta zu bummeln. Ein wenig Normalität für mich, in meiner
Italien-Zeit.
Am Samstag reisen sie wieder nach Hause und ich bin ihnen
ein paar Tage später gefolgt. 15 Hunde haben ein Zuhause bzw. eine Pflegestelle
gefunden. 15 Seelen weniger dort unten, die das wechselhafte Klima (und damit
meine ich nicht nur das Wetter!) ertragen müssen. 15 Tiere, die hier eine
bessere und schönere Zukunft haben. 15 Hunde an die ich lächelnd zurückdenke,
mir ihre Geschichten durch den Kopf gehen lasse und mich freue, daß sie es
geschafft haben. Sie haben durchgehalten. Manche von ihnen lange Jahre. Z.B.
Nonnina, die 1998 geboren ist, ihr Leben lang auf der Straße gelebt hat und nun
ein warmes Zuhause hat. Tempesta & Bambolina, die seit 2006 im Tierheim
waren, und all die anderen, die es nun warm, liebevoll und schön haben.
Für mich 15 Sorgen weniger. Aber weitere Sorgen haben sich
angekündigt.... Es geht weiter. Es hört nicht auf. Aber, wie mein Tattoo mir
immer wieder einbleut: Glaube, Liebe, Hoffnung - über meinem rechten
Pulsschlag....

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