„Mein erstes Mal in Caserta“ oder “Wundervolles Essen, wundervolle Hunde”

 Schon viele vor mir haben von ihren Erlebnissen berichtet – jeder weiss, dass kein Hund im Tierheim (egal wo) sein möchte und sollte und ich verschliesse meine Augen nicht davor, dass man hier viel Trauriges sehen kann. Aber ich möchte mich in meinem Bericht auf die Hunde konzentrieren, die eine Chance auf ein Zuhause verdienen und die bereit dafür wären. Und auf das gute Essen.

Am Samstag ging es los, mein erstes Caserta-Abenteuer startete. Überraschend für mich, dass die Vorfreude die Aufregung deutlich überwog. Als Birgit, Christiane, Sabine und ich um halb 10 abends in Neapel landeten haben uns Franzi und Giovanna schon erwartet. Für den Abend stand nur noch ankommen und gemeinsam Wein und Käse (zum Niederknien) und Antipasti geniessen auf dem Programm.

Der Sonntag begann noch trocken und die ersten Stunden haben wir bummelnd auf dem Markt von Caserta verbracht – gross und bunt und sehenswert. Mit einsetzendem Regen ging es heim zu Giovanna und dort wurde die nächste köstliche Brotzeit genossen. Dann ging es endlich los – der erste Besuch im Tierheim. Empfangen wurden wir von ohrenbetäubendem Gebell, jeder Zwinger hat uns Eindringlinge gemeldet und im ersten Moment habe ich mir gedacht: Auf GAR KEINEN Fall setze ich jemals einen Fuss in einen dieser Zwinger! Aber dann tauchen die ersten bekannten Gesichter auf – Wendy und Chris, Nelson und Lara Tre, Sascha, Flora und unzählige bekannte Fellnasen gleich in der ersten Zwingerreihe. Und dann merke ich, gebellt wird wie verrückt, aber in den meisten Fällen einfach vor Aufregung und in dem Bestreben, Aufmerksamkeit zu bekommen und vielleicht sogar ein paar Streicheleinheiten zu ergattern.

Weiter geht es zur „grossen Zwingerstrasse“ und hier wimmelt es nur so von bekannten Gesichtern. In fast jedem Zwinger mindestens ein von Birgit so liebevoll beschriebener Hund. Sicher, es gibt auch Zwinger, die ich bis zum Schluss nie betreten hätte, weil die Insassen aus sicherlich guten Gründen nicht freudig auf fremde Menschen reagiert hätten. Doch es gibt auch positive Überraschungen – Hunde, die mich im Internet überhaupt nicht angesprochen haben entwickeln live einen überwältigenden Charme und spuken mir noch heute viel im Kopf herum. An erster Stelle der letzte Zwinger in der Reihe – drei junge Hunde die NICHT bellen, aber sich fast die Schwänze abwedeln und vor Freude über Aufmerksamkeit schier aus dem Häuschen geraten: Cric und Croc, meine Goldschätze (von den beiden folgt sicher noch viel mehr…) zusammen mit Nicoletta, die glaubhaft vermittelt, dass sie ALLES für menschliche Zuneigung tun würde. Seufz. Die drei werde ich noch ausgieber besuchen, notiert.

Dann folgen weitere Zwingergassen, ich lerne auch Ronja’s früheren Zellengenossen kennen und mag ihn nicht, pah! Wer es sich mit einer meiner drei Fellnasen verscherzt hat auch bei mir nix zu melden!

Ach je, und dann kommen wir zu meinen Internetlieblingen – Biagio, so schön wie gedacht und sehr gelassen. Karim hätte ich nicht erkannt – aber später dann hat er wieder sein „Karim-Sorgen-Gesicht“ gemacht J und dann war alles klar. Auch die beiden habe ich natürlich später noch ausgiebiger besucht. Chicco ist gar nicht mehr so ängstlich aber noch genauso goldig wie auf den Fotos.

Der letzte Eindruck von diesem Tag: wie freundlich, friedlich und aufgeschlossen die meisten der sogenannten Kistenhunde sind – scheinbar glauben sie einfach unerschütterlich an das gute im Menschen.

Abends dann haben wir es uns bei Giovanna wieder gut gehen lassen – Artischocken mit Petersilie und Knoblauch, Nudeln mit Gorgonzolasausse, Wein, Oliven, Käse. Gut dass man für körpereigenes Übergepäck im Flieger nicht extra zahlen muss…

 

Am Montag sind Birgit und ich dann auf Fotosafari gegangen. Mission war, schöne Fotos oder Videos von JEDEM Hund auf den Vermittlungsseiten zu machen. Arbeitsthese: von jedem Hund kann man schöne Fotos machen, die das Wesen des Hundes widerspiegeln. Schöne Theorie…Selbst zu zweit ist es sehr schwierig einen Hund abzulichten, der entweder vor Freude völlig aus dem Häuschen ist oder aber im Anblick eines Fotoapparates spontan erstarrt. Sorte 1 liefert perfekte Hundenasen-im-Anflug Fotos, Sorte 2 Hundepopo-im-Abdrehen Fotos. Das nur zur Erklärung, falls sich jemand wundert, wie man einen ganzen Tag lang Hunde fotografieren und filmen kann.

Schon im ersten Zwinger verstehe ich auch Giovannas Anweisung: nehmt Kleidung mit, die dreckig werden kann und nehmt wasserdichte Kleidung mit. So dreckig war ich das letzte Mal mit 4 Jahren, nach einem glückseeligen Nachmittag mit Pfützen planschen und Matsche springen…

Der erste Besuch gilt Cric, Croc und Nicoletta. Hier geht die erste halbe Stunden wie im Flug dahin, bis fotografierfreundliche Entspannung eintritt. Nicoletta zieht am Ärmel und ruft „Ich, ich, ich!!!“, Croc versucht sie ein wenig von mir fern zu halten und Cric schleicht sich derweil von hinten an und stupst mir ein freundliches „ich wär bereit für Streicheleinheiten“ an den Popo. Aber: alles total friedlich untereinander, obwohl sie alle drei vor Aufregung und Freude schier vibrieren. Und diese drei ziehen mich immer wieder wie magisch an, besonders Croc, den schielenden Löwen, habe ich ganz fest in mein Herz geschlossen. Diese Hunde in den richtigen Familien werden grossartige Begleiter sein, die für ihre Menschen durch dick und dünn gehen. Und Cric und Croc bekommen einen neuen Auftritt, mit viel Enthusiasmus beschrieben und tollen Fotos und Videos werden wir diese Familie(n) doch finden! Mehr zu den zwei Goldschätzen Cric und Croc. Und zu Nicoletta....

Es folgen unzählige weitere Fotosessions mit mehr oder weniger grossartigen Ergebnissen…

Karim und Fiamma zeigen sich von ihrer charmantesten Seite, sie sind freundlich und fröhlich und stürzen sich nicht einmal dann auf mich, als ich wie ein Maikäferchen auf dem Rücken liege (für das perfekte Video vergisst man schon mal die Balance zu halten). Legendär meine erste Frage an Birgit: Bin ich in einem Sch…haufen gelandet?!? Bin ich nicht, wie durch ein Wunder J. Karim und Fiamma

Aus dem Wimmelvideo mit den vier Schäfermixen sind mir besonders Mary, die Taschenschäferhündin und Sumi mit den Hängeohren in Erinnerung geblieben – charmante Dame die eine, vorsichtig liebesbedürftige Maus die andere. Mary und Sumi, Jacobo und Chacha

Ein noch namenloser Neuzugang der Marke „Ich lieeeebe Dich“ fällt mir ebenfalls gleich auf – fuchsrote Labrador grosse junge Schnecke, die sicherlich überall gut rein passt und viel Freude und Bewegung in einen Haushalt bringen kann. Ihr Charme wird im Video gut sichtbar. (Diese junge Dame hat bereits ein Zuhause gefunden!)

Chicco kann zeigen, wie selbstbewusst er schon geworden ist und er zeigt sich ebenfalls sehr foto- und videogen. Der Augenaufschlag geht immer noch direkt ins Herz, sehr schwer, dem Kerli zu widerstehen… Ich schau in Deine Augen…

Biagio ist cool und wunderschön. In einem früheren Leben muss er Model gewesen sein, so gelassen posiert er im Freilauf, damit auch ja noch weitere schöne Fotos in seine Galerie mit aufgenommen werden können. Also ER ist bereit für seine neue Familie! Noch mehr von Biagio

Samira ist gar nicht sooo moppelig, wie auf den Fotos und wirkt ganz und gar nicht traurig. Sie geniesst streichelnde Hände und hat sozusagen ihre Koffer gepackt! Samira

Skizzo ist der Zellennachbar von Chicco und ein putziger kleiner Wusel – wer keinen grossen Hund mag oder aufnehmen kann und doch etwas Hund „zum Anfassen“ braucht, der liegt mit Skizzo nicht verkehrt. Schaut Euch Skizzo an…

Dann schauen wir nach all den Patenhunden. „Mein“ Umberto ist erkennbar auf dem Weg der Besserung und hat ein unwiderstehlich koboldfreches und knuddelsüsses Gesicht. Seine Partnerin Umberta passt optisch hervorragend und muss sich nicht hinter ihm verstecken. Quit erwischen wir im Freilauf, auch er lässt sich freundlich ablichten. Kelly hat ein zauberhaftes Wesen und ihr Rudel mit dem leichten Winken einer Pfote im Griff – solange Kelly am Gitter Hof hält muss Giove eben warten. Auch von Todt gelingen uns etwas positivere Fotos, im Freilauf kann er Menschen besser ausblenden oder tolerieren als direkt vor seinem Zwinger. Laila ist wirklich sehr sehr ängstlich und Fortunello einer der unzähligen Schäfermixe, die es so schwer haben, Aufmerksamkeit und damit die Hoffnung auf ein zu Hause zu erlangen. Duchessa macht es uns zunächst nicht leicht (bzw der sich ewig vordrängelnde Zwingergenosse), doch dann gerät uns auch Madam annehmbar vor die Linse.

Wir besuchen Salvatore, der eine unglaublich souveräne Ausstrahlung hat – wer ihn überzeugen kann, alles im Griff zu haben, der findet in Salvatore sicher seinen Traumhund. Wem das nicht gelingt, der wird in Salvatore wohl das neue Familienoberhaupt kennenlernen. Er regelt dann sicher die Belange der Familie ruhig, freundlich und bestimmt – einer muss das ja tun J

Ebenfalls sehr ruhig und souverän der wirklich zu Recht Traumhund genannte Petrarca. Mit dem kann man sein Leben lang durch dick und dünn gehen und ein Traumgespann bilden. Petrarca schafft es aus dem Stand als letzter in meine Top Five. Ein bildschöner Hund, seht selbst

Wir schiessen neue Bewerbungsfotos von Garzano, Romeo (die zu Christianes Favoriten gehören), der Zaubermaus, demselben Modell in anderer Farbe und Naome Due (die Birgit sehr am Herzen lagen). O’Malley entwickelt live einen Charme, den ich ihm nach den Fotos nie zugetraut hätte – ob die neuen Fotos das besser vermitteln können? Oder wirken sie nur besser auf uns, die wir den charmanten Kerl nun kennenlernen durften?

Ein running Gag an diesem Tag wird, dass Birgit mich hingebungsvoll schmusend mit einem Hund vorfindet, „der übrigens mit Vorsicht zu geniessen ist“. Geht aber alles gut, vielleicht funktioniert das Wald-Echo-Prinzip ja doch – ich gehe einfach davon aus, der Hund ist lieb und dann möchte der Hund mich nicht Lügen strafen. Oder „das Glück ist wirklich mit die Dummen“ J

Überhaupt mag man mich naive Optimistin nennen, aber ich habe mir alles viel schlimmer vorgestellt und finde viel mehr offene, zutrauliche Hunde denen es viel bessser (oder zumindest weniger schlecht) geht, als ich mir das vorgestellt habe.

Kulinarisches: Gemüselasagne a la Giovanna und frischen Salat – die Anmeldeunterlagen zum Biggest-Loser-Camp habe ich mir schon einmal vorsorglich heruntergeladen…

Am Dienstag macht Giovanna mit uns einen Ausflug zum Meer, mit Picknick am Strand. Zeit, die Eindrücke sacken und die Seele baumeln zu lassen. Nachmittags dann der ebenso schöne Ausflug in das Einkaufszentrum, ich liebe italienische Riesen-Supermärkte!

Abends dann Spaghetti Vongole für alle bis auf mich, ich habe eine wunderbare Tomatensosse bekommen, und dazu natürlich feiner Wein.

Leider war Mittwoch für mich dann schon wieder Abreisetag. Aber vormittags haben wir uns noch einmal in den Kampf um schöne Fotos und Videos geworfen.

Die Profiteure dieser Aktion werden es uns hoffentlich danken:

Die wunderbare Flora – ein symphatisches und absolut gutartiges schwarzes Hundemädchen. Flora wollte unbedingt mit uns mit und ihr ist es als einziger gelungen, aus dem Zwinger auszubrechen. Birgit und ich haben Blut und Wasser geschwitzt, Flora am Katzenhaus gestellt (wir wagen die These, dass in ihrer neuen Familie keine Katzen sein sollten) und dann eingefangen. Birgit hat sich quasi als menschlicher Halswickel auf sie geworfen, ich habe in Usain Bolt Tempo eine Leine geholt und mit der haben wir sie in den Zwinger zurückgeführt. Floras Reaktion: ihr seid toll und mit Euch hat man richtig viel Spass!!! Puhhhh. Zu Flora!

Polly hatte ihren Auftritt und hat ihn super genutzt, die mag man einfach nur Knuddeln und sie zaubert auf jedes Gesicht ein Lächeln. (Polly ist reserviert!)

Nebenan der kleine „Taschenhund“ – von uns so getauft, weil er so verloren und hilflos wirkte, als hätte er bislang als Maskottchen in einer Tasche gelebt, aus der er dann leider herausgewachsen ist. (ist in Italien vermittelt)

Nelson, der junge Dobermann und Lara Tre haben ein munteres Gespann gegeben. Nelson ist ein junger und sensibler Kerl, freundlich und temperamentvoll. Dazu Lara Tre, eine fröhliche selbstbewusste Hundedame, die mittlerweile auf Pflegestelle in Deutschland ist. Lara hat ihren Flug nach Deutschland sehr gelassen und freundlich überstanden. Die jungen Wilden

Joy, der kleine Kerl, lief tagelang unter dem Codenamen „das Phantom“ – wir konnten ihn nicht finden. Aber am Mittwoch hat Giovanna ihn uns gezeigt, zum Glück – es sind uns (ja, Eigenlob) wirklich hübsche Fotos von ihm gelungen.

Mittags ein letztes Mal Giovannas Kochkunst genossen – Gnocchi mit Tomatensosse und für alle ein Salat aus dicken Bohnen und Zwiebeln.

Mein Fazit: es war interessant, es war anstrengend, es war überraschend, ich habe mich mehrfach verliebt, die Welt ist voller toller Hunde und gutem Essen J

 

 

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