„Zizzle“- 48 Stunden

Ich habe Skizzo vorgestern kennengelernt. Ein aufgeblasener Freak, der in seiner Transportbox im offenen Kofferraum stand und meine beiden Hunde, doppelte Gewichtsklasse, zu verbellen suchte. Balkonmanieren.


 

Hoffentlich, dachte ich, legt sich das mit dem Aussteigen, denn wenn der kleine Typ vorhat, diese Manieren ohne schützende Box an den Tag zu legen, hat er Dante binnen Sekundenbruchteilen an der Kehle und kurze Zeit später Ennio am Hintern. Mit 44cm Schulterhöhe, 14kg Kampfgewicht und einem Kindchenschemafresschen keine besonders gute Idee. 

Er fand die Idee allerdings gut genug.

Laut Vorgeschichte hatte er vielleicht einfach keine andere, augenscheinlich auch nicht gelernt eine zu entwickeln.

Nun, was soll ich sagen? Er MUSSTE es lernen. Schnell! Ehrlich gesagt: SEHR schnell, denn er sollte jetzt hier wohnen. Mit auf Arbeit kommen. Mit in den Stall. Meinen Tag mitmachen.

Es war ja nicht so, dass Ennio&Dante es nicht höflich versucht hätten. Sie hatten bereits die Information, erst mal Abstand zu halten, es besser langsam angehen zu lassen und möglichst nacheinander... 

Skizzo kennt aber wohl nur 'Garnicht' oder 'Druff', wenn ihm neue Situationen eine Entscheidung abverlangen.

Er meinte, 'Druff' sei in diesem Falle angebracht. Ich fand das gar nicht, wollte ich doch weder kleine Löcher in meinen Hunden oder günstigstenfalls große Löcher im Pflegehund! Also hab' ich das deutlich kundgetan und den Balkon-Ninja aus einem schwarzen Haufen Hunderücken hochgezogen. Der direkteste Weg, doch eine mitunter lebensgefährliche Situation für einen Hund, der da mit dem Hintern über den Köpfen der soeben angepöbelten Einheimischen hängt... oft genug ist einem Fufu in dieser Position schon selbiger aufgerissen worden.  

Doch auf Mutti's Arm kam er nicht gerade. Er war vollkonzentriert, da er jeden Muskel anspannen musste, um im Geschirr beim Atmen das Gleichgewicht zu halten und ich gab die beiden Möglichkeiten bekannt, die zur Diskussion stehen hier, auf Pflegestellenurlaubsvertretung: 'Jetzt sterben' oder 'Konzentrieren'! 

(Dass er alternativ auch ins TH zurück könne, habe ich nebenbei fallen lassen).

Die Entscheidung fiel recht leicht. 

Seither üben wir 'Konzentrieren' und das klappt ganz wunderbar. Dadurch gibt es viele bisher unvorstellbare Genüsse des Lebens zu entdecken.

Die Rute steht nicht mehr steif gesträubt wie ein Speer vom Hinterteil ab vor lauter Stress. 

Er ist fix im Kopf und auf den Beinen.

Ich führe das begonnene Abspeckprogramm weiter, wir radeln. 

Ein dickes Lob und Dank an die Weilers: er hat schon ein ansehnliches Figürchen und reagiert super auf die Leine! 

„Hinten rechts“ hat er während der Stallarbeit verstanden. Sicherster Ort.

Im Haus liegt er auf seinem (mitgebrachten) Bett, benimmt sich mustergültig  und ist wachsam.
 Er ist ein super Autohund. Zwar kann er sich nicht verkneifen, jede Katze zu melden, die am offenen Kofferraum vorbei läuft, doch er bemüht sich um Verhältnismäßigkeit (bei Entgleisungen hat er 'Hey!' auch verstanden) und wartet ansonsten sehr entspannt.

Sein Knautschgesicht sieht noch etwas verbeult aus...ist ja aber auch alles grad' etwas viel. Erfahrungsgemäß wird jeder hübscher, der ungesunden Stress zu reduzieren lernt. Er ist gut darin.

 

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