Ankunft und erste Woche!
Tag 1, Ankunft
Freundlich und Anschluss suchend tingelt Frodo zwischen den
vielen Menschenbeinen auf der Wiese umher, lädt jeden ein ihn zu streicheln –
und verliert dabei überall seine Unterwolle, die sich seit wer weiß wie langer
Zeit selber den Weg aus dem Hund suchen muss.
Ich hole schon mal eine Bürste aus dem Auto, bevor er so
dort einsteigt (wofür ein gut durchorganisiertes Tiermobil so alles gut ist!).
Dann sorge ich für den ersten großen Schreck im neuen Leben,
indem ich ihm ein Halsband anlege und ihn an die Leine nehme, das erste Mal
nach so langem Zwingerdasein...nachdem er sich vergewissert hat, dass diese
Fesseln keine akute Lebensgefahr bedeuten, es sogar gute Worte und Streicheln
dafür gibt, sobald er einen Schritt auf das andere Ende der Leine zugeht, folgt
er problemlos und lässt sich geduldig von mir ins Auto schieben.
Die Heimfahrt verläuft ruhig.
Aber dann prasselt die plötzlich so riesengroße Welt auf ihn
ein: ins Haus, in die Scheune, in den Stall...überall hin folgt er mir, alles
schaut er sich an – solange er nur im Schutz dieses fremden Zweibeiners bleiben
kann, der das unbekannte Rudel in der unbekannten Riesenwelt offensichtlich
anführt. Er läuft hinter mir und drückt sich ganz eng an mein Bein, um nicht
völlig den Halt zu verlieren vor lauter neuer Eindrücke.
Da ich ihn nicht anbinden kann, ihn nicht zuallererst allein
im Haus lassen möchte, ich aber einen Stall zu misten habe, stelle ich ihm eine
Hundebox so in den Stall, dass er mich beim Kehren und Karren beobachten kann.
Die Gitterbox bietet zwar altbekannte Sicherheit, aber er wird doch wohl wieder
heraus dürfen – ODER?
Jaa, absolut. Sogar für eine kleine Pinkelrunde in den
Feldern. Aber Pinkeln geht garnicht. Überall riecht es nach vielfach markiertem
Revier, also Augen zu und durch, möglichst ohne aufzufallen...
...bis das erste Auto an uns vorbei fährt, hei, was für ein
Schreck! Im Fluchtsprung reißt es ihm auchnoch gefühlt fast den Kopf ab (die
Fesseln!), das ist zu viel, das geht zu schnell – und das Halsband litt offenbar
schon an Materialermüdung, denn der Verschluss bricht. Ein freilaufender
Italiener an der Landstraße! Adrenalin!!
Zum Glück bin ich nach 30 Jahren Pferden und Hunden
abgehärtet genug, um in solchen Momenten ruhig zu bleiben – und mir erst
hinterher zu überlegen, welche Möglichkeiten es noch alle gegeben HÄTTE...also
beobachte ich erstmal seine Reaktion. Orientierungslos trabt er weg von der
Straße, weiß nicht so recht wohin...und als ich ihn anspreche, schaut er nach
mir, trabt weiter (ich parallel zu ihm hinterher), bleibt stehen und schaut
nochmal...puh! Also hocke ich mich hin und frage ihn, wo er denn in dieser
unbekannten Welt so ganz alleine hin will – und er beantwortet die Frage
unmissverständlich, indem er schnurstracks zu mir läuft und sich an mich
lehnt...
Das hat mich schon sehr beeindruckt und für ein kurzes
Stoßgebet nach oben hat es auch gereicht!
Also ab nach Hause, bei jedem vorbeifahrenden Auto
stehenbleiben, ihn an mein Bein holen, loben. Das geht super. Hört er ein
„guuter Junge!“, ist alles auszuhalten.
Treppenlaufen ist eine unbekannte Kunst, die ihn sichtlich
unter Stress setzt, deshalb lasse ich ihn damit nach einem erfolgreichen
Versuch in Ruhe. Ich werde versuchen, ihn allein in der unteren Etage zu
lassen.
Tag 2-4
Es klappt wunderbar mit dem Alleinlassen unten. Er liegt auf
seiner Decke vor dem Ofen und ruht, bis jemand herunter kommt. Dann steht er
sofort wedelnd an der Treppe.
Spazierengehen wird auch schon besser, jetzt fängt er auch
an, seine Geschäfte an der Leine zu verrichten – ich hatte mich schon gewundert
wo er den Körperabfall lässt, denn das Haus bekleckert er nicht! Außer einem
Stress-Haufen im Flur am ersten Tag, den ich wortreich weggeräumt habe („hey,
Kerle, das hier ist kein Zwinger, ist doch wohl offensichtlich!“) und mit
Essigessenz gewischt hab, nicht wieder was platziert.
Er LIEBT es, gebürstet zu werden!! Er kriecht schier in die
Bürste hinein, hilft mit dem Hinterbein und aalt und streckt sich wonniglich.
Da steckt ja ein ganz ordentlicher Hund unter den vielen losen Haaren!
Er begleitet mich und meinen Ennio zur Arbeit. Autofahren
und in der Transportbox sitzen gehört nicht zu seinen Lieblingsneuerungen, aber
er benimmt sich. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, das selbstständige
Einsteigen auch nur zu versuchen, aber er lässt sich in völliger Ruhe zuerst
den Vorderteil aufs Auto lupfen und dann den Hintern hinterherschieben.
Es fällt auf: nimmt man sich die Zeit, ihn erst ans Bein zu
nehmen (wörtlich! Er sucht den Körperkontakt), ist er mutig genug, sich auf
alles einzulassen. Und er mag es, gelobt zu werden, was ein Riesenvorteil im
Umgang mit seiner Weltfremdheit ist. So begegnet er allem Neuen (und: es ist
ALLES neu...) zwar stark verunsichert, aber sehr, sehr tapfer.
Er konzentriert sich sofort wieder, sobald er angesprochen
wird.
Tag 5-8
Wir gehen jeden Tag zweimal die selbe Runde, um Routine zu
kriegen. Und eigene Duftmarken wiederzufinden. Vorbeifahrende Autos sind
mittlerweile geduldet – er mag das zischende Geräusch und die bedrohliche Kombination
von Größe und Geschwindigkeit zwar immer noch nicht, aber das ist auch die
beste Gewähr, nicht versehentlich überfahren zu werden in der neuen Welt. Ich
bin ganz stolz auf ihn!
Mittlerweile erledigt er entspannt seine Geschäfte an der
Leine, er hat sogar begonnen, „seine“ Runde zu markieren und hebt dafür gekonnt
sein Bein (das Mädchenpinkeln hat schon ein wenig ulkig ausgesehen...) - und
auch die Rute geht nun hier und da schon mal interessiert nach oben.
Er geht m u s t e r g ü l t i g an der durchhängenden Leine,
wenn sie sich um seine Füße wickelt, bleibt er stehen. Schleppleine (sofern man
sie benutzen möchte) sollte also separat geübt werden ;)
Gehe ich mein strammes Schritttempo, kann er bequem langsam
traben - die ideale Trainingsgeschwindigkeit. Seine schlaffen Schenkelchen
bekommen schon mehr Griff!
Die Begegnungen mit anderen Hunden (ob angeleint oder nicht,
Rüde oder Hündin, groß oder klein) verliefen ausnahmslos unaufdringlich
und  unauffällig. Auch mit Katzen gibt es
weder im Haus noch in den Wiesen irgendeine Unannehmlichkeit. Meine eigenen
Katzen begrüßen ihn schon mit Nase.
Und immer noch: die Schwäche fürs Gebürstetwerden nimmt mit
jedem Mal eher zu als ab. Nach dem Duschen ist die restliche Portion loser
Unterwolle raus gekommen und es steht ihm ausgesprochen gut, so gepflegt daher
zu kommen. Nun bürste ich ihn fast täglich – nur, weil er so darauf abfährt!
Die Menschen, denen wir begegnen reagieren sämtlich ähnlich:
oh, das muss ja ein lieber Hund sein!
Und ja, das ist er in der Tat. Er ist sehr aufmerksam, wenn
es darum geht, die menschliche Stimmung zu „lesen“ und stellt sich sehr
geschickt an. „Nein“ hat er ohne großes Aufheben verstanden – und hält sich
daran, auch wenn ich ihn allein lasse. Er rührt das Katzenfutter nicht an.
Der größte Teil Zahnstein ist schon abgeplatzt und darunter
kommen wunderschöne Zähne zum Vorschein! Er ist kein Fresser, teilt sich seine
Futter-Ration über den Tag ein. Will man sich bei ihm beliebt machen, richtet
man ein paar freundlich Worte an ihn: dann ist er selig.
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