Als ich im Gästebuch gelesen habe, dass Giovanna jemanden sucht, der einen großen Hund ca. 100 km Richtung Irschenberg bringt, hab ich kurzerhand meinen Mann angerufen, die Lage gecheckt und zugesagt.


Kurzdarauf habe ich erfahren, dass es sich um Natalie handelt. Natalie gehört Fabio, einem alleinstehenden Mann, der mit 6 Hunden auf einem verwilderten Grundstück mit Haus lebt, dass er jetzt verlassen muss, um es mit einer kleinen Wohnung einzutauschen. Mitnehmen kann er höchstens Einen seiner Hunde.
Und so kam es, dass schnellstens eine Bleibe für den Rest gesucht werden muss, um zu verhindern, dass die (zum größten Teil sehr alten) Fellnasen ins Tierheim müssen.
Natalie hatte ich bereits bei meinem Besuch in Caserta kennengelernt:
Eine relativ große, rundliche, zurückhaltende Hundedame mit stolzen 11 Jahren auf dem Buckel. Keine auf jeden Fall, bei welcher jeder sofort spontan in Entzückung gerät.
Natalie kam mit dem Hundetransport in der Früh um 7.30 Uhr an. Es dauerte einige Zeit, sie auszuladen. Silvia meinte, sie hätte keine besonders gute Laune.
Oh je, dachte ich mir.
Kurz darauf bekam ich sie übergeben und wir drehten noch eine Runde durch Birgits Vorgarten, um gewisse Geschäfte zu verrichten, da wir ja nochmal 2 Stunden im Auto unterwegs sein würden.
Sie war einfach fertig und durch den Wind. Bieseln ging nicht, sie lief nur unermüdlich umher. Ein Stück Wiener hat sie genommen und sich den Kopf kraulen lassen. Kein Brummen, kein Knurren, nur hängende Ohren (damit sah sie wohl irgendwie grantig aus und einige dachten, sie wäre es auch).
Also am besten ab ins Auto und auf den Weg machen. Auf dem Rücksitz warteten Mio und Lilly (meine Hunde) und Natalie hievten wir in den Kofferraum und leinten sie fest, was sie anstandslos über sich ergehen ließ.
Dann ging es los. Natalie schaute noch einige Zeit aus dem Fenster und legte sich dann hin. Alles ruhig, schlafende Hunde.
Wenn sie sich zwischendurch aufsetzte und schaute was passiert, stellte sie die Ohren und da dachte ich zum ersten Mal, dass sie wirklich ein richtig hübscher und lieber Hund ist (höchstens vielleicht eine klitzekleine Diät).
Nach guten zwei Stunden kamen wir bei der Pflegestelle am Schliersee an.
Die Dame wartete bereits auf uns und machte mit Natalie erstmal eine Runde durch den Garten. Bieseln ging immer noch nicht. Trinken auch nicht.
Na da soll sie erstmal die anderen kennenlernen! Wir erfuhren, dass auf dieser Pflegestelle noch 4 andere, alte Hunde lebten.
Die Dame marschierte äußerst cool mit Natalie an der Leine ins Haus, wo die anderen warteten. Im Alter wird man einfach auch als Hund gelassener! Kein Bellen, kein Knurren sondern zurückhaltendes Interesse an dem neuen Hund.
Die Hundesenioren waren allesamt besonders reizend. Uns begrüßte überschwänglich ein wuschliger halbhoher Rüde, der eine „besonders arme Sau“ sei, wie wir erfahren haben. 8 Jahre schlimmes Tierheim hinter sich und die Freundlichkeit in Person. Auch die anderen waren einfach wirklich entzückend lieb. Hier wird die Süße es gut haben!
Die Dame der Pflegestelle meinte, dass Natalie sehr gut reinpasst. Sie wird sich eingewöhnen, die ersten Tage sind immer chaotisch. Am wichtigsten sind ausreichend Futter und ausreichend Bewegung. Wenn alle zufrieden sind, dann herrscht Ruhe und Harmonie (ok, ganz ehrlich: für die Diät sehe ich schwarz ).
Natalie lief immer noch unruhig an der Leine hin und her. Sie wirkte irgendwie völlig verloren aber wahnsinnig bemüht, alles richtig zu machen.
Auf dem Heimweg wurde ich immer nachdenklicher. Was dieser alte Hund noch alles mitmachen muss!!!
 Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass mich diese zwei Stunden mit Natalie wirklich so berühren werden.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:

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Natalie
hat binnen eines einzigen Tages alles, wirklich alles verloren, was 11 Jahr lang  ihre Welt ausmachte
…..ihr Herrchen, das sie so viele Jahre geliebt hat
….ihre Lebensgefährten, ihre Hundfreunde, mit welchen sie friedlich im Rudel gelebt hatte
….ihr Haus und Hof. Jeden einzelnen Geruch kannte sie, jede Ecke war ihr vertraut, welch lange Zeit war ihr der Ort Heimat und Zuflucht
….ihre Sprache
….ihr Wetter, ihr Klima, ihre Umgebung

Nach fast 15 bis 20 Stunden Fahrt insgesamt, in Boxen und engen Räumen mit fremden Menschen ist sie an einem fremden Ort mit unbekannten Hunden, neuen Gerüchen, unverständlicher Sprache und 30 cm Schnee gelandet.
Sie ist einfach ausgestiegen und war da……
………noch fremd, aber bereit und entschlossen, alles zu nehmen, was da kommen wird…
…..Und ich hab mir vorgestellt, wie das für mich wäre…

(von Doris)

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