Nachdem unsere Kelly im letzten Herbst so unerwartet verstorben ist, wollte ich erst mal keinen Hund mehr. Nie wieder! habe ich mir geschworen. Der Abschied tut einfach zu weh - das brauche ich nicht mehr.

Aber die Monate vergingen, und der Platz neben mir fühlte sich so leer an. Aus dem Niemehr wurde ein Vielleicht.

Bloß - die Hunde, die mir spontan gefielen, trugen quasi schon serienmäßig den Button "Katzen - nein danke" am Revers. Oder sie waren groß, anspruchsvoll, nicht ganz einfach - am allerbesten alles zusammen. Eventuell nicht ganz das Passende in unserer speziellen Lebenssituation mit alter Katze, altem Hund, körperlich anstrengendem Job und überhaupt. Viel zu viele "Was wäre, wenn...." dahinter, und auf viel zu viele davon keine wirklich befriedigende Antwort. (Man könnte durchaus auch von chronischer Entschlusslosigkeit sprechen...)

Kaum zu glauben, aber dreihundert Hunde und der Richtige für uns nicht dabei .... wenn - ja wenn in Giovannas Auto nicht noch Platz gewesen wäre. Den leer zu lassen, wäre einfach eine Schande gewesen, und so durfte Zampettone als Pflegehund die Reise nach Deutschland antreten. Bei mir war er durchs Raster gefallen: zu klein, kaputtes Bein, und außerdem hatte ich mir ein Mädchen eingebildet. Aber Giovanna lag er sehr am Herzen und so freundlich, verträglich und dazu noch katzenverträglich, wie er war,  würde ihn sicher schnell die richtige Familie finden.

Dass er den Leuten gefiel, merkte ich schnell bei unseren gemeinsamen Spaziergängen. Und auch ich fand ihn - frisch gebürstet und so für sich allein genommen - immer hübscher: ein graziles, lackschwarzes Taschenwölfchen mit wunderschönen Bernsteinaugen.

Er benahm sich unglaublich cool in dieser für ihn doch mit Sicherheit verstörenden neuen Lebenssituation. Mit Menschen hat er entweder nie schlechte Erfahrungen gemacht, oder er gehört zu den Hunden, deren Vertrauen in Güte und Allmacht von uns Zweibeinern durch nichts zu erschüttern ist. Stubenrein und relativ gut leinenführig war er von Anfang an und der alten Dame begegnete er mit Charme und Respekt. Ok - sein dringender Wunsch, mit  unserer betagten Katze Busenfreundschaft zu schließen, machte ein bisschen Probleme. Beim ersten Mal kapierte er sofort und drehte auf Zuruf spontan ab. Beim zweiten Mal konnte er der Verlockung eines kleinen Fangespiels aber doch nicht widerstehen. Pech, dass Frauchen zufällig eine Gießkanne in der Hand hatte.

Danach musste er erstmal eine Stunde drüber nachdenken, dass  es im Tierheim vielleicht doch gar nicht sooo blöd gewesen war. Immerhin - als die Katze nach zwei oder drei Tagen geruhte, ihm eine zweite Chance zu geben, genügte ein Blick, und er schaute demonstrativ absichtslos irgendwo ins Nirgendwo. Katze? Wo? Ich seh` keine Katze....

Ein Traum von einem Hund......der ja nun schnellstmöglich an den bestmöglichen Platz vermittelt werden sollte. Am Wochenende dann die Stunde der Wahrheit - mit Zeitungsinseraten und einer Startseite mit allen Pflegehunden. Katzenverträgliche Tierschutzhunde "gehen" gut - eine Familie für ihn wäre sicher ruckzuck gefunden. Mittlerweile konnte ich mir auch durchaus wieder vorstellen, mit dem einen oder anderen "Was wäre, wenn...." fertig zu werden. Und da war eben noch der eine oder andere Hund, dem ich gern eine Chance gegeben hätte, über die Zwischenstation Pflegestelle sein Glück zu machen.

Eine Entscheidung musste getroffen werden - schon aus Fairness dem Hund gegenüber, der sich ja nicht unnötig hier eingewöhnen sollte, wenn "seine" Familie schon irgendwo auf ihn wartete.

Und nach einem halben Vormittag Grübeln war mir dann klar: Dass dieser unkomplizierte, fröhliche, verträgliche junge Mann bei uns gelandet ist, war einfach Schicksal. Das sollte so sein. So perfekt passt er zu uns und in unsere augenblickliche Lebenssituation. Den gebe ich nicht mehr her. Den gönne ich einfach keinem anderen  ! Und auf diese Weise hat Giovanna - wenn auch gewissermaßen "last minute" - unter den dreihundert Kandidaten doch noch exakt den richtigen Hund für uns gefunden!

Danke!