Gestern sind wir zum Tierarzt gefahren. Die Pinscherin möchte mir zwar mitteilen, dass es viel tollere Sachen gibt als in Autos einzusteigen, doch sie tut es. Ich fahre, als habe ich einen Hänger mit zwei Pferden dran: laaange Brems- und Beschleunigungswege, Kurven anlenken und ohne Gas durchfahren, alles mit möglichst wenig Fliehkraft. Sie kotzt nur noch vereinzelt und isst es wieder auf, sehr angenehm für mich, da ich mich somit nur um Flecken, nicht um Masse kümmern muss.
Ennio brauchte Nachschub seiner Herzmedikamente und soll ja alle drei Monate zum Abhören erscheinen: alles fein, das Herz klingt kaputt aber kräftig, Medikation sitzt. Der TA war überrascht, dass wir wieder Fahrrad fahren, ich musste ihm natürlich versichern, dass wir nicht mehr machen, als er anbietet (tatsächlich machen wir seit der Diagnose sehr viel weniger, als er anbieten würde). Bei der Gelegenheit habe ich den TA gebeten, sich die kleinen Elfenfüße anzusehen, da ich den Eindruck hatte, die Pinscherin hat mehr Gas, als ihre Ballen vertragen und siehe da: ich hatte Recht (Mist! Pflegling kaputt gemacht!). Nun müssen wir entweder Schühchen tragen oder pausieren. Schühchen findet sie enorm störend und muss weinen beim Anziehen, also scheint pausieren ziemlich attraktiv. Ich werde das testen: bleibt sie zufrieden mit ballenschonenden Gassiründchen, sparen wir uns die Qual der Schuhe, staut sich zuviel Energie an, geht es mit Schuhen auf die Piste. Ich vermute, dass sie an der Schleppleine auch zufrieden sein kann: daran hat hund die besten Möglichkeiten, sich ausgiebig umzuschnüffeln und das Fehlen dieser Möglichkeit hatte sie am Fahrrad ja schon mehrfach bemängelt, auch wenn sie es brav hinnahm. Spielen wir also doch jetzt mal verstärkt draußen Abrufen...
Um sie auf den Untersuchungstisch zu bringen musste ich sie natürlich hochnehmen. Huch! Vergessen gehabt! Doch ich durfte feststellen: es ist möglich, wenn man sie hochhebt wie einen großen Hund! In Position stellen, aussprechen, was man vorhat, ein Ellbogen vor den Bug, einen unter die Sitzbeinhöcker und auf geht‘s (schön aus dem Knie, auch beim kleinen Hund). Sie wurde erst auf dem Edelstahl des Tisches steif, hochheben ging gut! Dante war nur als mentale Unterstützung dabei und schaute unsichtbar (ich liebe es, Hunde in Tierarztpraxen zu schleifen und sie unangefasst wieder mit hinaus zu nehmen, Dante pinkelt und zittert seither dort nicht mehr).
An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an die Tierarztpraxis Dr. Martin Schwarz in Neugablonz, die mir diesen Besuch mit Pflegling überraschend nicht berechnete!

Wir kommen gerade wieder rein vom Stallmachen an der 5m Schleppleine (...ich habe sie anschließend ausgewaschen) und haben ein Abenteuer zu berichten.
Die Pinscherin hat heute den Schweinestall entdeckt – mitsamt Schwein. Das war gruselig! Es macht merkwürdige Töne, es riecht abgefahren und es sieht aus…! Ran getraut hat sie sich nicht. Sie hat es erfolglos angebellt, sich mächtig steif und groß gemacht – und sich den pfiffigen Plan ausgedacht, es aus dem Hinterhalt unter dem Zaun durch zu versuchen. Sie hat‘s dann doch gelassen. Äh.
Im Stall war sie top. Es war das erste Mal Schleppleine/Stall, bisher habe ich das aus Sicherheitsgründen nur mit der kurzen Leine und meist ohne Pferde gemacht. Heute nicht. Das bescherte mir die Möglichkeit ihr zu erklären, dass, wenn sie sich im Angesicht eines neugierigen, auf Kennenlernkurs befindlichen Pferdes überfordert fühlt, mein rechtes Bein ein ganz fantastischer Ort ist, sich zu sammeln und Schutz und Macht zu genießen. Das mit der Macht fand sie total überzeugend.
Abrufen klappt 1a, auch wenn es sein muss. Dabei ist es gleich, ob ich Küsschen-Töne mache, schnalze, „Komm!“ sage, sie mit Fantasienamen anspreche, sie reagiert super und Hey heißt: sofort! Weg vom Schnüffel, weg vom Schwein, weg vom anderen Hund, weg vom nahenden Pferd – es geht!
Nur wenn es Ärger geben könnte, verkrümelt sie sich entgegen jeder Form von Abruf. Wer war am Plastikmüll? Wer hat auf den Teppich gepinkelt obwohl ich kurz vor‘m Rausgehen nur noch selbst schnell pinkeln war? Sie erkennt zwar sofort alle menschlichen Signale, die ihr raten sich jetzt besser aus dem Staub zu machen, doch sie lernt auch, dass es am allerwichtigsten ist auf das Angebot dabei zu bleiben einzugehen. Verteilte Verpackungsmaterialien und eine kleine Pfütze auf dem Teppich sind anscheinend neuerdings weniger dramatisch als nicht zu kommen, wenn Zweibein es wünscht - denn der mault zwar und wirkt sehr angespannt, während er den Müll einsammelt und die Pfütze aufwischt, doch wenn er einen erst kommentarlos aus seinem Versteck sammelt, dann Feingefühl und den eigenen Widerwillen missachtend bis zu dem Punkt zwingt, wo der Abruf kam und man nun gezwungenermaßen dort befindlich ist – ist plötzlich alles wieder fein.
Es gibt wohl nachtragende und weniger nachtragende Menschen. Sie hätte gern einen eigenen von letzterer Sorte. Und mit dieser magischen Macht, die große weite Welt überschaubar und sicher zu machen.

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