Haben Sie freie Zeit und Lust auf einen Mix aus vielen interessanten Informationen, sagenhaft schönen Bildern, reichlich Gelächter sowie ein paar Tränchen, dann sollten Sie unbedingt Sophie Strodtbecks Reise durch ein Hundeleben „Vom Welpen zum Senior“ in die Hand nehmen.
Am Beispiel ihrer eigenen Hunde beschäftigt sie sich mit allgemeinen Themen wie Pubertät, Adoleszenz, Alter und Tod, aber auch mit Schlagworten wie Dominanz, Aggression, Prägung, Bindung, Erziehung, Rudelverhalten undsoweiter. Und da Sophie Strodtbeck Tierärztin und keine Hundetrainerin ist, geht es dabei nicht nur um psychologische, sondern vor allem auch um physiologische Vorgänge. Welche Hormone spielen verrückt, wenn ein Junghund übergangslos zwischen maßloser Selbstüberschätzung und grundloser Panik schwankt, warum werden so viele Hunde im Alter plötzlich ängstlich, welche Reaktionen werden durch Stress im Körper ausgelöst und vieles mehr.
Im Gegensatz zu vielen Erziehungsratgebern fühlt man sich bei der Lektüre nicht in unangenehmer Weise an einen Kaugummiautomaten erinnert(werfen Sie oben die richtige Anzahl von Münzen hinein/halten Sie sich buchstabengetreu an meine Methode, und unten kommt ein Kaugummi/ein perfekter Hund herausgepurzelt)
Nicht alle Hunde sind gleich – oder können gleich gemacht werden. Es handelt sich weder um mystische Wesen, edel, verehrungswürdig, treu bis in den Tod und weit über uns armseligen Zweibeinern stehend, noch um seelenlose Maschinen, die auf Knopfdruck perfekt konditioniert funktionieren, sondern eben gewissermaßen auch nur um Menschen, beziehungsweise um Hunde, und genau das, findet Sophie Strodtbeck, ist das Tolle an ihnen. Sie sind genau wie wir unverwechselbare Persönlichkeiten, manchmal unglaublich dumm und dann wieder von erstaunlicher Intelligenz, pragmatisch und egoistisch, liebevoll und sozial, geprägt von ihren Erfahrungen und bestimmt von dem Charakter, den sie mitbekommen haben. Ausgesprochen einfühlsam geschildert am Beispiel von Sophie Strodtbecks eigenem bunt gemischten Rudel, bestehend aus Günez, der türkischen Straßenhündin, den Beagles Andra und Herr Meier und dem Chihuahuamix Piccolo – allesamt mehr oder weniger „passierte“ und vielleicht gerade deswegen umso inniger geliebte vierbeinige Familienmitglieder.
Sie werden sich kaputt lachen über Günez` Abenteuer mit dem Kaugummi oder Herrn Meiers Pubertätsschwierigkeiten („Lass uns morgen die Begleithundeprüfung mit Bravour ablegen“ – „Meier? Schon mal gehört, kann ich aber gerade gar nicht zuordnen“), fasziniert ihre Beobachtungen über die Gruppendynamik des kleinen Rudels verfolgen, ihre Ansichten rund um Erziehung, Haltung und Umgang von bzw. mit Hunden – vielleicht! – ebenso vernünftig und bodenständig finden wie ich und zum Schluss noch ein paar Tränen vergießen über den Abschied von Günez, dem unvergesslichen Dönertier.
Und das alles illustriert mit den absolut einmaligen Fotos der Autorin!
Danke an Andrea von Lina, die immer wieder solche literarischen Schätze ausgräbt!